Positives Ende im Aravis

Rainers gesundheitliche Angeschlagenheit bei der Tour de Rutor hatte natürlich einen Grund.

Lenzi fuhr mit den Dreien zurück nach Hause, um einen juckenden Hautausschlag vom Arzt abklären zu lassen. Ganz glücklich bin ich darüber nicht, denn die weitere Planung muss nicht nur an das Wetter angepasst werden, sondern wir müssen auch klären, wo er gut per Bus/Bahn hinkommt und wir uns wieder treffen können. Aber es huift ja nix.

Ich bleibe noch eine Nacht im Aosta Tal, werde nachts vom Nord Föhn durchgeschüttelt, kümmere mich tags drauf wieder um die Logistik, rolle weiter nach Courmayeur und berappe viel Geld für den Tunnel durch den Mont Blanc. Irgendwann kommt die Nachricht, dass Rainer Covid positiv ist.

Apropos Logistik: Von den beiden Gasflaschen nimmt Lenzi die bisher genutzte und fast leere Flasche mit nach Hause. Ich möchte erst mal die verbleibende volle Flasche nutzen, nach Frankreich fahren und dort eine französische Gasflasche besorgen. Diese soll die französische Flasche genutzt werden, die deutsche Flasche wird Ersatzflasche. Es sei gesagt, dass die typischen deutschen grauen Gasflaschen nicht einfach aufgefüllt werden können, ein Umtauschen gegen eine volle Flasche ist ebenfalls komplett unmöglich. Eine leere deutsche Gasflasche ist außerhalb Deutschlands und Teilen Österreichs wirklich komplett nutzlos.
So. Draußen bläst also der Nordföhn, im WoBi schnurrt leise der Gaskocher, das Abendessen köchelt vor sich hin, es ist noch warm genug, um ohne Heizung auszukommen. Und dann wird es still – das Schnurren des Kochers fehlt. Die eigentlich volle Flasche ist leer. Ich hatte im Kopf, dass ich diese Flasche vor etwa 1,5 Jahren voll in den Bus gestellt und seit dem nie gebraucht habe. Entweder hab ich mich getäuscht, oder das Gas strömte über dir Zeit aus. Wie auch immer, ich hätte das prüfen sollen. Alles mögliche am Bus habe ich gecheckt. Aber das simple Abwiegen der Flaschen hielt ich einfach nicht für notwendig. Hochmut… Ich könnte aus der Haut fahren – besser erst mal ein (kaltes) Bier aufmachen.
Gut, es bleibt der Biwack Kocher für das Abendessen und den Café am Morgen. Im Web sehe ich, dass man in Frankreich an 24/7 Automaten Gasflaschen kaufen kann. Morgen wird alles gut.

Mittlerweile bin ich auf der französischen Seite des Tunnels: Hier fiel der Neuschnee der letzten Tage bis ins Tal. Sonntag bis Dienstag sollen auf der Nordseite tolle Powder Tage (ohne mich) werden. Erste Station fürs Gas in Les Houches. Hmm, am Super U das typische Regal mit den Gasflaschen, kein Automat. Der nächste Automat tatsächlich in Chamonix. Paar Minuten später sagt mir dort ein frustrierter Franzose, dass der Butagaz Automat keine Flaschen mehr anbietet, der Antagaz Automat hätte noch Propangas Flaschen, akzeptiere aber keine Kredit- oder sonstigen Geldkarten. Ich probiere es selbst aus, tippe mich mit meinen rudimentären Französischkenntnissen durch die Menüs und komme genau so weit wie der Franzose.
Ok – nächster Automat in Marlioz, das eh auf dem Weg ins Aravis liegt. „Pas disponible“ – auch hier hat Butagaz keine Flasche zur Verfügung. Immerhin hätte grundsätzlich der Antagaz Automat eine. Die passt zwar nicht, ich bin aber froh, dass es wohl nicht an mir liegt. Letztlich finde ich heraus, dass auch online die von mir gewünschte Flasche hier nicht verfügbar ist. Ich finde einen Schlafplatz in der Nähe, koche nochmals minimalistisch auf dem Biwi Kocher und werde es Montags erneut versuchen.

Mittlerweile ist die Nase zu, ich schlafe schlecht. Wieder am Automaten will anfangs der Touch-Screen überhaupt nicht reagieren. Ich brauche etwa zehn Minuten, bis ich darauf komme, dass mir der Text am Display sagen will, ich müsse einen Knopf drücken. Und dann brauch ich nochmals paar Minuten, bis ich diesen gefunden habe. Nun ist die gewünschte Flasche verfügbar, der Automat druckt aber keine Rechnung aus. Ohne Rechnung kann ich die Flasche nicht zurückgeben. Ich breche ab und verwerfe minutenlanges mühsames Eintippen diverser Daten. Nochmals Recherchieren, Google übersetzen, hmm, ich gebe ja meine Mailadresse an, da bekomme ich dann wohl alles zugeschickt. Und tatsächlich: Alles notwendige kommt per Mail.

Passt ja

Nun nur noch die Flasche zum Bus geschleppt. Die sollte nur unwesentlich größer als die deutsche Flasche sein, hat aber zwei kg mehr Inhalt und sieht viel größer aus. Auch brauch ich einen Adapter, um sie anzuschließen. Den hab ich dabei, ob der Amazon Kauf aber passt?
Alles wird gut und wenig später mach ich mir einen Tee – juchee!

Im großen Supermarkt besorge ich noch das ein oder andere. Ich suche nach Covid Tests und stecke beinahe Schwangerschaftstests ein. Die wären sicher negativ gewesen.

Weiter fahre ich bei bestem Wetter zur Nord Seite der Aravis Kette. Was man hier in gut 10h machen kann, sieht man auf https://www.youtube.com/watch?v=G85r5ke2VH4 – meinen Pläne sind weit weniger ambitioniert 😉 trotzdem steige ich abends motiviert in den Schlafsack. Am nächsten Morgen ist davon nichts mehr übrig. Ich bin irgendwie krank, bleibe liegen und verbringe den Tag im Bus.

Ich dachte, hier an einem kleinen Parkplatz eines Talschlusses anzukommen. Dabei ist der Parkplatz mit 100 Autos noch lange nicht voll. Bis 10:00 Uhr sind die 100 Autos da, mittags ist der Parkplatz voll und es gehen noch immer Tourengeher los – was war doch gleich das Renteneintrittsalter in Frankreich? Jedenfalls wie am Spitzing. Die beiden am nächsten liegenden Kare sind total verspurt – hatte ich mir anders vorgestellt. Irgendwie mehr „Geheimtipp“… Mit dem Fernglas erspähe ich weiter entfernt eine schöne Aufstiegsspur in einem kaum verspurten Hang, einen Hang weiter eine etwas gewagte Abfahrtspur. Da hinten soll es das für Mittwoch werden. Nachmittag geht’s etwas besser und zumindest plane ich. Und bevor am Donnerstag das Wetter endgültig schlecht wird und ich mich im Bus verkriechen muss, will ich nochmal raus. Langsame 1.000hm, das sollte gehen.

 
Lang und flach Sogar noch Pulver MontCharvet_24_v1_small Tiptop Skiberg MontBlanc von Westen Nur noch wenig andere mit auf dem Weg MontCharvet_06_v1_small Viele Möglichkeiten - schnell zerfahren
Neuschnee, Lawinenlage 4 und

Der nächste Tag bringt bewölktes Wetter. Ich bleibe im Bus und verbringe den Tag damit lange zu schlafen, frühstücken, Bus putzen, schlafen, Essen, und Filme von der Festplatte schauen. Am Donnerstag wirds nochmal schlechter, ich fahre ins Dorf und besorge ein paar Covid Tests. Klar, ich bin auch positiv. Den Freitag verbringe ich wieder im Bus, mein Zustand wird besser. Seit Donnerstagabend regnet es unaufhörlich, oberhalb 2.000m fällt viel Neuschnee, es hat im ganzen nordwestlichen Alpenraum Lawinenstufe 4. Am Sonntag soll das Wetter schlagartig besser werden. Das Beaufortain ist nicht so steil wie das Aravis und ich finde eine flache Tour. Das ist der Plan für Sonntag.

positives Ende

 

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