Jubigrat “by fair means” im Winter mit Lenzi

Wir sollten schon gut eine Woche lang auf unserem Trip unterwegs sein. Zu gut sind aber Schnee und Wetter zuhause, und nach wie vor gibt es das ein oder andere zu erledigen.
Die Info, dass der Jubi-Grat in guten Verhältnissen ist kommt gerade recht: Das wäre für uns eigentlich der perfekte Einstieg in etwas Winteralpinismus. Und klar: Wenn, dann von unten ohne Bahnunterstützung, dafür aber mit Übernachtung in der Biwakschachtel. Lenzi ist begeistert. Ich traue ich ihm das zu: Im letzten Jahr kamen wir problemlos Anfang Januar über den Mittenwalder Höhenweg, im Sommer vor zwei, drei Jahren war es überhaupt kein Problem. Trotzdem: Der Jubi-Grat ist im Winter doch ein anderes Kaliber als eine Skitour. Vor vielen Jahren zog sich jedenfalls meine damalige Winterbegehung über zwei volle Tage mit Biwak am Grat hin. So sollte das diesmal nicht werden. Eine gewisse Nervosität fordert bei mir durchaus ihren Platz.
Unter der Woche kann man hoffen, dass die Biwak Schachtel nicht komplett voll ist, trotzdem packen wir Schlafsäcke ein. Dazu der gute alte MSR Whisperlite – für mich nach all den Jahren wieder spannend, das alte Equipment aus dem Regal zu holen und zu wissen, dass wir nicht nur ein laues Sommerbiwak machen.

Wir planen mit reichlich Zeitpolster. Meine übliche morgendliche Verplantheit ist noch größer als sonst, und der Puffer schmilzt leidlich dahin. Offensichtlich bin ich etwas nervös. Lenzi, bei frühem Aufbruch meist schlafend im Auto, ist bei der Fahrt nach Garmisch hellwach und aufgedreht. Um 6:30 Uhr starten wir über die Piste in Richtung Schöngänge und Grieskar, das wir nach gemütlichen 4h erreichen. Pause, Ski am Rucksack, Steigeisen an die Schuh und auf guter Spur geht’s weiter. Die Vollkarspitze scheint zum Greifen nah, aber natürlich zieht es sich etwas. Bis ich mich versehe, sind wir dort und Lenzi hat die Drahtseilstelle des Klettersteigs, der auf der NW Seite steil und ausgesetzt nach unten zieht hinter sich. Ist für mich die Stelle im Sommer mit einer Hand schon etwas grenzwertig, hole ich jetzt lieber das Seil raus und seile ab. Das ist schnell erledigt, das Seil abgezogen und aufgeschossen. Nun fällt mir auf, dass der Pickel noch oben an der Abseilstelle liegt. Knappe 30 Minuten später hat Lenzi den Pickel geholt und es geht weiter

Noch immer guter Dinge
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Um 15:00 Uhr laufen wir an der leeren Biwakschachtel ein. Es wird niemand mehr kommen, der Wind ist schwach, die Sonne wärmt, die Aussicht ist fantastisch. Was für ein Tag. Der Kocher schnurrt ununterbrochen bis Sonnenuntergang. Sein Geräusch und der Geruch wecken Erinnerungen an das Kochen im Zelt in Peru. Manche Dinge vergisst man nie. Vergessen hatte ich das richtige Kalkulieren des Sprits. Letztlich wären 2 Liter mehr Wasser fein gewesen, aber so ging es sich doch auch aus. Da auch das Milchpulver nicht seinen Weg in den Rucksack fand, gab es also Tee & Snickers zum Frühstück. Um etwa 7:30 Uhr gings nach einer angenehmen Nacht weiter.
In den nächsten vier Stunden kratzen wir noch viel mit den Eisen über den Fels, treffen Andi Biberger auf Führungstour und einen Alleingänger, die alle von der Zug- zur Alpspitze gehen.
Kurz vor Mittag stehen wir auf der Zugspitze und sind unserer Planung angenehm voraus. Ein gelungener Auftakt!
Lenzi will mit Ski direkt über die steile S-Flanke hinunter zum Sonnalpin fahren. Im noch nicht perfekt gesetztem Schnee und mit den Rennski lässt es sich fahren, Genuss ist aber anders. Weiter geht’s zum Gatterl und über gut fahrbaren Firn ins Ehrwalder Skigebiet und nach Ehrwald.
Wir gehen gehen durch den Ort, holen etwas Verpflegung und verlieren die Zeit aus den Augen: Den in neun Minuten kommenden Zug werden wir kaum mehr erwischen. Der örtliche Bus kommt genau recht – und es klappt doch noch mit dem Zug. In Garmisch finden wir die Haltestelle des Busses zur Kreuzeckbahn nicht sofort. Das beschert uns knapp 30 Minuten Wartezeit auf den nächsten Bus, der uns zurück zum Auto bringt. Welch genialer Rundtrip und Auftakt für unsere gemeinsame Zeit.

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